Liebe Freundinnen und Freunde,
die Corona-Pandemie hält die Wirtschaft weiter im Würgegriff. Solange das Impftempo nicht angezogen wird und eine wirkliche Teststrategie fehlt, wird das wohl auch so bleiben. Die Wirtschaftshilfen werden damit immer wichtiger und die wirtschaftlichen Einschnitte der Pandemie immer größer.
Die Themen im Überblick:
- Wie weiter mit den Fiskalregeln in der €-Zone?
- Hat die MMT die Debatte um Fiskalpolitik in den USA bereits gewonnen?
- Wie viel Schulden verträgt der Staat?
- Wie finanzieren wir die Corona-Schulden?
- Isabel Schnabel zur MMT
- Taschenspielertrick mit Staatsanleihen
- Inflation aus Sicht der MMT
- Studies4Future-Podcast
- MMT-Diskussion bei den Freiburger Diskursen
- Buchempfehlung: Mission Economy
- Neue Artikel zu den Themen Corona-Krise, Staatsfinanzierung und Jobgarantie
- Aus dem Archiv: Allein gelassen und missverstanden
Viel Spaß mit dem Newsletter!
Herzlich,
Maurice und Dirk
PS: Wenn Euch der Newsletter gefällt, empfehlt ihn gerne weiter! 🙂
Wie weiter mit den Fiskalregeln in der €-Zone?
Blanchard et al. haben ein neues Papier zum Euro und zu Fiskalregeln geschrieben. Wir finden, die Schlussfolgerungen sind genau das Gegenteil von dem, was wir brauchen. Die Autoren wollen nationale Fiskalräte, die darüber entscheiden, ob die Staatsverschuldung nachhaltig ist oder nicht. Das bedeutet: weniger Demokratie und mehr Technokraten. Gleichzeitig wird der Austeritätspolitik wieder das Tor geöffnet. Hier wird deutlich, dass der sog. Mainstream an einem heftigen Demokratiedefizit krankt und sich schwer damit tut, dazuzulernen. Nichtsdestotrotz werden wohl auch vermeintlich Progressive auf diesen Zug aufspringen und jubeln, dass Blanchard und Kollegen die Fiskalregeln der EU kritisieren. Hier geht es zum Papier.
Hat die MMT die Debatte um Fiskalpolitik in den USA bereits gewonnen?
Stephanie Kelton, Autorin des NY-Times-Bestsellers „The Deficit Myth“, hat in einem Interview mit Bloomberg genau diese Frage beantwortet. In den USA wird der „fiscal stimulus“ von Joe Biden allmählich in den Begriffen der MMT diskutiert. Fast niemand fragt danach, wie hoch die Schulden danach sein werden oder ob zukünftige Generationen das zurückzahlen können. Im Interview verrät Kelton etwas mehr über ihren politischen Einfluss.
Wie viel Schulden verträgt der Staat?
Der Radiosender Bayern 2 hat sich mit der MMT beschäftigt. In dem 24-minütigen Podcast kommt auch Dirk Ehnts zu Wort. Hier geht es zum Podcast.
Wie finanzieren wir die Corona-Schulden?
Michael Paetz und Dirk Ehnts haben in der neuesten Ausgaben des Wirtschaftsdienstes ihren Artikel aus dem Eurasian Economic Review vom Januar auf Deutsch in einer gekürzten Fassung veröffentlicht. Der Wirtschaftsdienst wird hauptsächlich von denen gelesen, die sich aus praktischer Perspektive mit Wirtschaftspolitik beschäftigen. Dirk und Michael empfehlen, die EZB zum permanenten lender of last resort auszubauen, die Defizitregeln aus dem Stabilitäts- und Wachstumspakt zu ersetzen mit einem Vollbeschäftigungsziel und einen Green New Deal aufzusetzen mit Investitionen in Höhe von mehr als 1.000 Mrd € pro Jahr. Hier geht es zum Artikel.
Isabel Schnabel zur MMT
Isabel Schnabel, ehemalige Wirtschaftsweise und heutiges Direktoriumsmitglied bei der EZB, äußerte sich in einem Standard-Interview zur MMT. Sie sagte: „Bei der MMT wird letztlich bestritten, dass Regierungen einer Budgetrestriktion unterliegen. Das ist sicher nicht meine Sichtweise. Wenn die Pandemie überwunden ist, sind die Regierungen gefordert, fiskalische Spielräume für künftige Krisen zu schaffen. Denn eines hat man gesehen: Ein Land wie Deutschland war in einer relativ komfortablen Situation, weil es sich vorher Spielräume geschaffen hat. Nur muss man aufpassen, dass man nicht zu früh mit der Konsolidierung beginnt. Das wäre der größte wirtschaftspolitische Fehler, der passieren kann: dass Geld- und Fiskalpolitik zu früh gestrafft werden.“. Für jemanden, der so nah an der Quelle des Euros arbeitet, eine entlarvende Aussage. Zudem erkennt die MMT an, dass es politische Restriktionen geben kann. Die gelten allerdings gerade nicht, weil die europäischen und deutschen Fiskalregeln pandemiebedingt ausgesetzt sind und die EZB mit ihrem Anleihekaufprogramm „PEPP“ die Anleihe der Mitgliedsstaaten garantiert.
Taschenspielertrick mit Staatsanleihen
Im Handelsblatt gab es einen interessanten Kommentar zum Thema Schuldenstand und Staatsanleihen. In diesem Artikel hieß es: „Zunächst lässt sich das, um die Perspektive der MMT einzunehmen, leicht erklären: Sieht man die Notenbank als Teil der Regierung an, dann verschwinden die Schulden, soweit sie von der Notenbank gekauft wurden, als interner Saldo aus dem Blickfeld.“. Darauf hatten wir hier schon mehrmals hingewiesen. Hält die Zentralbank Staatsanleihen, zahlt der Staat Zinsen und Tilgung an die Zentralbank. Diese überweist das Geld am Jahresende als Zentralbankgewinn zurück zum Finanzministerium. Linke Tasche, rechte Tasche. Man könnte die von der EZB gehaltenen Anleihen also auch aus dem Schuldenstand herausrechnen. Vor diesem Hintergrund gibt es unten auch noch einmal den Link zu einem Artikel aus dem Archiv, der die Geldpolitik der EZB erklärt!
Inflation aus Sicht der MMT
Welche Rolle spielt die Inflation in der Modern Monetary Theory (MMT)? Woher kommt die Inflation? Was hat Inflation mit Geldmenge zu tun? Und wie kann man Inflation bekämpfen? Darauf antwortet Maurice in einem seiner neuesten Videos. Hier geht es zum Video.
Studies4Future-Podcast
Studenten der Cusanus-Hochschule haben einen neuen Podcast angefangen und dazu mit Maurice über seinen Weg zur VWL und MMT sowie seine Kritik an der ökonomischen Lehre gesprochen. Sein bisher persönlichster Podcast! Hier könnt ihr reinhören.
MMT-Streitgespräch bei den Freiburger Diskursen
Prof. Hanno Beck und Prof. Aloys Prinz diskutieren mit Dr. Michael Paetz und Dr. Paul Steinhardt, inwieweit die MMT Neues und Nützliches zu bieten hat oder ob die MMT-Vertreter den Mund zu voll nehmen. Hier geht es zum Video.
Buchempfehlung: Mission Economy
Wir haben Mariana Mazzucatos neuestes Buch gelesen und können das wärmstens empfehlen! Der Titel ist: „Mission Economy: A Moonshot Guide to Changing Capitalism“. Mazzucato zeigt auf, wie moderne Industriepolitik und ein innovativer Staat aussehen können. Das erste Mal in ihren Bücher macht sie sich auch die MMT-Einsichten zu eigen – eine spannende Kombination! Leseempfehlung!