Liebe Leserin, lieber Leser,
aus konservativen und wirtschaftsliberalen Kreisen werden die Rufe nach Kürzungsdebatten lauter. Sowohl CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet als auch Ex-Wirtschaftsweise Lars Feld bringen ein höheres Renteneintrittsalter ins Spiel. Eine versteckte Kürzung also. Wohl dem, der das Geldsystem versteht und gute Gegenargumente parat hat!
Wir können zudem spoilern, dass die Vorbereitungen für die zweite europäische MMT-Konferenz im Herbst angelaufen sind. Dazu bald noch mehr. Wir werden auch den „Call for Papers“ an diesen Verteiler schicken, falls jemand von Euch ein Papier beisteuern und vorstellen möchte. Stay tuned!
Die Themen im Überblick:
- Bund verdient in Q1 2 Milliarden Euro mit dem Schuldenmachen
- „Macht Joe Biden MMT?“
- Die EZB macht ihren Job
- Migration als Kostenfrage?
- Maurice beim Einmischen Podcast
- Neue Artikel zur Einführung in die MMT und in die Jobgarantie
- Aus dem Archiv: Deutschland hat kein Schuldenproblem
Viel Spaß mit dem Newsletter!
Herzlich,
Maurice und Dirk
PS: Wenn Euch der Newsletter gefällt, empfehlt ihn gerne weiter! 🙂
Bund verdient in Q1 2 Milliarden Euro mit dem Schuldenmachen
Eine Anfrage der Linksfraktion hat aufgezeigt, dass Olaf Scholz im ersten Quartal diesen Jahres rund 2 Milliarden Euro mit dem Verkauf von Staatsanleihen verdient hat. Grund sind die negativen Renditen auf deutsche Anleihen. Die EZB sorgt mit den niedrigen Zinsen und dem groß angelegten Anleihekaufprogramm dafür, dass die Euroländer günstig an Zentralbankguthaben (sog. Reserven) kommen können. Deutsche Anleihen sind besonders beliebt. Im Schnitt über alle Laufzeiten lag die Rendite für deutsche Anleihen bei -0,54 Prozent. Das Verhältnis aus abgegeben Geboten und tatsächlich verkauften Anleihen lag bei 1,54. Heißt: Die Banken wollten in den Auktionen eigentlich noch viel mehr Anleihen kaufen. Der Spiegel berichtet.
Wer sich hierzu genauer einlesen möchte, dem sei nochmal der Artikel aus dem Archiv (siehe ganz unten) empfohlen!
„Macht Joe Biden MMT?“
Weil Joe Biden zuletzt schon ein großes Corona-Paket erlassen hat und jetzt mit einem billionenschweren Infrastrukturpaket nachlegen will, fragen Wirtschaftsjournalisten immer wieder, ob Joe Biden denn jetzt MMT „mache“. So gut es ist, dass die MMT damit Konjunktur bekommt, so voreilig ist der Rückschluss auf die MMT. Biden hat verstanden, dass er mehr Geld ausgeben kann und muss, um die Wirtschaft anzuschieben, nutzt aber ganz offensichtlich nicht die MMT-Linse dabei. Denn er wird nicht müde, zu betonen, dass seine Pläne „fiskalisch verantwortungsbewusst“ seien. Damit meint er, dass der Schuldenstand langfristig sogar sinken soll und er die Investitionssumme über höhere Steuern für Unternehmen und Wohlhabende wieder in die Staatskasse spülen will. In seinem neuen Video erklärt Maurice, warum genau das aus MMT-Sicht keine (!) verantwortungsbewusste Fiskalpolitik ist.
Die EZB macht ihren Job
Oft wird die EZB für ihre Geldpolitik und deren Auswirkungen kritisiert. Dabei muss sie seit Jahren für komatöse Fiskalpolitik in die Bresche springen. In der Corona-Krise sorgen das PEPP-Anleiheprogramm und die Niedrigzinsen dafür, dass die Eurozone nicht die gleichen Fehler wie nach der Finanzkrise macht. Das beleuchtet dieser Artikel auf Basis der Statements von Dirk Ehnts und Michael Paetz sehr gut. Maurice erklärt in seinem Video, warum die EZB mit ihrem Mandat überfordert ist und im Alleingang nicht für die angestrebten 2 Prozent Inflation sorgen kann. Das kommt auch langsam im Mainstream an. So forderte Journalist Frank Wiebe etwa im Handelsblatt, dass Geld- und Fiskalpolitik einen Dialog auf Augenhöhe führen sollten. Dabei ringt er sich auch ein Kompliment für die MMT ab!
Migration als Kostenfrage?
Der schwedische Ökonom Peo Hansen hat sich in seinem Buch mit der ökonomischen Seite der Migrationsfrage beschäftigt. Im Jacobin wurde dazu jetzt Artikel veröffentlicht, den wir gerne empfehlen, weil Peo Hansen sich die analytische Linse der MMT zu eigen macht! Hier geht es zum Artikel.
In dem Zusammenhang empfehlen wir außerdem den neuen Artikel von Julien Niemann, der das klassenpolitische Potenzial der Jobgarantie diskutiert. Warum sollten Beschäftigte und Gewerkschaften dafür sein und wieso sträuben sich Arbeitgeber gegen Vollbeschäftigung?
Maurice beim Einmischen! Politik Podcast
Im Podcast von Jenny Günther hat Maurice über die MMT gesprochen, Zuhörerfragen beantwortet und die Situation der Finanzpolitiker in der Linkspartei reflektiert. Auf allen bekannten Plattformen zu finden. Hier geht’s zum Spotify-Link!