Die Modern Monetary Theory (MMT) ist eine Geldtheorie, die Anfang der 1990er Jahre von Warren Mosler begründet wurde. Als Investor fragte er sich, ob Länder wie Italien oder die Türkei zahlungsunfähig werden würden. Können die nationalen Regierungen ihre Staatsanleihen in einheimischer Währung immer bedienen – unabhängig von Höhe der Zinsen oder der Staatsverschuldung– oder geht ihnen irgendwann das Geld aus? Die überraschende Antwort: Nein. Länder mit eigener Währung kann das Geld nicht ausgehen. (Geld und Währung nutze ich hier synonym).
Die MMT, welche moderne Geldsysteme theoretisch beschreibt, dreht also den Spieß um: Es ist nicht der Staat, der auf Steuereinnahmen angewiesen ist, sondern es sind die Bürgerinnen und Bürger, welche auf Staatsausgaben angewiesen sind! Moderne Währung ist ein staatliches Monopol und nur der Staat kann die Währung schöpfen. Wenn der Staat seine Währung als diejenige bestimmt, in der Steuern zu zahlen sind, schafft er damit eine Nachfrage nach seiner eigenen Währung. Damit sichern Steuern die Akzeptanz der Währung. Eine “Finanzierung” von Staatsausgaben kann es aber zumindest auf Bundesebene gar nicht geben, da der Staat “Schöpfer der Währung” ist. Er kann seine Ausgaben nicht durch vorherige Einnahmen bestreiten, da er im Moment seiner Ausgaben immer neue Währung schöpft. Bei uns privaten Haushalten ist das anders. Wir können keine Währung schöpfen und müssen daher Einnahmen erzielen, bevor wir Ausgaben tätigen.
Der Geldkreislauf in Virginia
Ein Beispiel soll die Logik näherbringen. In der Kolonie Virginia wurde in der Mitte des 18. Jahrhunderts ein Papiergeldsystem etabliert. Dies funktionierte wie folgt. Die Regierung tätigte ihre Ausgaben, indem sie neues Geld in Umlauf brachte. Die Bürgerinnen und Bürger mussten Steuern in dieser Währung zahlen, teilweise unabhängig vom Einkommen. Dies schuf eine Nachfrage nach Währung. Die Bürgerschaft bot dem Staat alles mögliche zum Kauf an: Waren, Dienstleistungen, Grundstücke, Maschinen, Patente, Arbeitskraft und was es sonst noch gab. Der Staat versorgte sich nun mit dem, was er benötigte. Das moderne Geldsystem ist also Mittel zum Zweck. Der Staat braucht […]
Autor: Dirk Ehnts
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